Dienstag, 6. März 2018

5. Symphoniekonzert, 05.03.2018

Walton, Britten und Elgar - ein englisches Konzert und hörbar eine Herzensangelegenheit für GMD Justin Brown.
 
Am Beginn stand die 1925 komponierte Ouvertüre Portsmouth Point von William Walton (*1902 †1983). Der Komponist vertonte ein Bild, genauer gesagt eine Karikatur von 1811, das eine Hafenstraße zugespitzt zeigt, eine Art frühes Mallorca - Seeleute, Prostituierte, Pubs und Alkohol, dahinter Schiffe unter Segeln. Das klang fünf Minuten etwa so, wie man erwartet: laut, schnell, turbulent, derb und humorvoll. Eine Ouvertüre, die man vielleicht sogar in ein später entstandenes Matrosenwerk integrieren könnte - Leonard Bernsteins On the town.
  
Das Violinkonzert op.15 in d-moll von Benjamin Britten (*1913 †1976) entstand 1938/39 und paßt zum Winter 2017/18: etwas stetig Bewölktes, etwas düster Lastendes und praktisch keine Sonne. Ein rätselhafter Beginn mit Pauke und Becken, das Moderato con moto trug eine fragile Last, das schnelle Vivace war skurril mit disparaten Momenten, das abschließende Andante lento mit seinen dramatischen Steigerungen betont spröde. Tianwa Yang spielte ihre "Guarneri del Gesu"-Geige aus dem Jahr 1730 mit wunderbar warmen, leidenschaftlichen Klang. Sie verwandelte das geheimnisvolle Stück mit Inbrunst in ein großes und bemerkenswertes Konzert. Bravo!

Edward Elgar (*1857 †1934) ist der Komponist britischer Größe des viktorianischen Zeitalter und des Empires - Pomp and Circumstances - und der erste erfolgreiche britische Komponist seit Henry Purcell (†1695). Seine 2. Symphonie op.63 in Es-Dur war beim Publikum lange nicht so populär wie die 1908 aufgeführte 1. Symphonie in As-Dur mit ihren hymnischen und triumphalen Passagen. Sie sollte auch seine letzte Symphonie bleiben. Hierzulande gilt Elgar als verspätetes Gewächs, ein Epigone, der im Schatten größerer Namen steht. Die Zeichen der Zeit und der entsprechende moderne Tonfall findet sich bspw. in den Symphonien Gustav Mahlers (*1860 †1911). Inhaltlich hat Elgar seiner 2. Symphonie verschiedene Erläuterungen mit auf den Weg gegeben, die das Werk als seelisches Bekenntniswerk kennzeichnen. Im Gegensatz zu Mahler hört man bei Elgar kein Zweifel, keine Zerrissenheit, kein Siegmund Freud, kein Expressionismus, keine Modernität. Man könnte sagen, daß Elgar eher die  Apotheose seiner Zufriedenheit komponierte. Die vier Sätze kontrastieren wenig, atmosphärisch ist man unter kaum bewölktem Himmel, die Musik klingt anständig und aufgeräumt und ist nie aus dem Häuschen; Das Publikum wird allerdings auch nie nach einer Aufführung aus dem Häuschen sein. Die Symphonie bleibt nicht im Ohr, der entscheidende melodische Einfall fehlt, eine unwiderstehliche Steigerung ebenso. So  hörte man gestern eine von vielen guten Symphonien, bei der vor allem das Larghetto zeigt, welch Meister Elgar sein konnte.

Justin Brown und die Badische Staatskapelle musizierten teilweise ein großartiges Konzert, der Funke wollte dennoch nur bedingt auf das Publikum überspringen - der englische Konzertabend war manchen dann wohl doch too british.