Dienstag, 31. März 2015

Generalintendant Peter Spuhler und die Krise am Badischen Staatstheater

401 Mitarbeiter des Badischen Staatstheaters sollen sich auf einer Unterschriftenliste für den Verbleib des Verwaltungsdirektors im Amt ausgesprochen haben, ca. 200 protestierten und versammelten sich vor dem Verwaltungsrat. Ist nun Michael Obermeier  (mehr auch hier) so ausgesprochen beliebt im Haus oder ist Peter Spuhler so außerordentlich  unbeliebt bei seinen Angestellten? Die Wahrheit mag in der Mitte liegen, die Botschaft ist aber klar: Generalintendant Peter Spuhler hat nur wenig Rückhalt am Badischen Staatstheater, das Personal fordert mehr Unterstützung für seine Bedürfnisse.
 
Der Verwaltungsrat scherte sich erst mal nicht um die Empörung am Badischen Staatstheater und unterstütze Ministerin Bauer und Intendant Spuhler. Vordergründig fand man in Obermeier einen Sündenbock für Versäumnisse der Politik. Ein Gutachter hatte Mängel bei der Erfassung und Planung von Finanzdaten angemahnt. Bis vor drei Jahren hatten weder Ministerium noch Verwaltungsrat diese Kontrollmöglichkeiten vermisst, die notwendigen Zahlen wurden bisher gar nicht erfasst. Zukünftig wird es neben dem Verwaltungsdirektor zusätzlich einen kaufmännischen Direktor geben, der für neue Erkenntnisse sorgen soll. Mag vielleicht Obermeier kein Teil der notwendigen Lösung gewesen sein, die Mitarbeiter haben mit ihrem Protest deutlich gemacht, daß für sie Generalintendant Peter Spuhler ein Teil des Problems ist. 

Man hört, daß Michael Obermeier juristisch gegen seine Abberufung vorgehen wird. In knapp 30 Monaten soll er pensioniert werden. Nach vielen verantwortungsvollen Stationen und wertvollen Leistungen im Kulturbereich kann man ihm nur wünschen, daß er sich durch diese Affäre nicht aufreiben lässt. Spuhler und Ministerin Bauer haben mit ihrem Vorgehen nun aber erreicht, daß die prekäre Situation des Karlsruher Staatstheaters offenkundig geworden ist.

Problemfall Peter Spuhler
Wie soll es nun mit Peter Spuhler weitergehen? Die Stimmung am Haus soll denkbar schlecht sein. Als Politiker könnte man ihm raten, möglichst bald und dann in regelmäßigen Abständen die Vertrauensfrage zu stellen und seinen Abschied zu nehmen, wenn seine Zuspruchsquote weiterhin so gering bleibt. Oberbürgermeister Mentrup wird zwischen Spuhler und dem Badischen Staatstheater vermitteln und wenn schon keine Friedensregelung, dann zumindest ein Duldungsübereinkommen vereinbaren.

Das Badische Staatstheater - äußerlich modernisiert und innerlich abgewirtschaftet?
Es scheint, daß man für die restliche Zeit der Intendanz Peter Spuhlers nicht mehr viel Vertrauensgewinne erwarten kann. Wie man langfristige atmosphärische Störungen vermeiden will, ist nun Verhandlungsaufgabe eines Mediators der Stadt Karlsruhe.
Für einige wird jetzt endgültig die Wartezeit bis zum Intendanzwechsel beginnen. 2021 sollte es so weit sein. Peter Spuhler wird als Sanierungsintendant bis dahin einiges zum zukünftigen Aussehen und Auftreten des Badischen Staatstheaters beitragen. Nach knapp vier Jahren im Amt kann man aber vermuten, daß er noch viel Arbeit vor sich hat, um die bisher negative Gesamtbilanz seiner Intendanz zu drehen. Ihm fehlt Format: als regelmäßiger Besucher konnte man zu oft künstlerisch und qualitativ Probleme feststellen und -wie man seit dieser Affäre wissen kann- bestehen auch  kommunikative und zwischenmenschliche Defizite. Ein denkbar schlechte Ausgangslage für sechs Jahre Warte- und Duldungszeit.

20 Kommentare:

  1. Nachtrag:
    Pforzheim hat Glück mit seinem neuen Intendant Münstermann ab nächster Saison.
    Kenne ihn seit Jahrzehnten. War Oberspielleiter, anschließend 3 oder 4 Jahre Leiter vom Friedrichstadt Palast Berlin, dann freier Regisseur.
    Gruß Klaus

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  2. Rostock hat seinen Intendant fristlos rausgeschmissen.
    Da wäre für Spuhler eine freie Stelle.
    S. kennt das VOLKSTHEATER Rostock..........

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  3. @Zarah Leander: Vielen Dank! Dann beobachte ich mal, wie es weiter geht und sammle Informationen.
    Schöne Ostern!

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  4. GI Spuhler und Ministerin Bauer sind mehr oder weniger befreundet (per Du) und kennen sich aus Heidelberger und Tübinger Zeiten. Die Abberufung Obermeiers zum 01.April wurde jetzt verschoben - "Der geplante Wechsel soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen." Bauer hat sich mit diesem übereilten und plumpen Vorgehen nicht gerade clever angestellt, aber was macht man nicht alles aus Launen und als Freundschaftsdienst.
    Ich empfinde Spuhler bei seinem Auftritten immer als schlechten Schauspieler, der auf mich nie authentisch wirkt. Er spielt für mein Gefühl mehr den GI als das er dazu das Talent hat. Einige mögen diesen anbiedernd wirkenden Stil und blicken nicht hinter die Oberfläche. Ich hoffe den noch vorhandenen Spuhler-Unterstützern, vor allem auch unter den wenig engagiert wirkenden Kulturpolitikern, werden durch die Mitarbeiter-Proteste die Augen geöffnet. Er profiliert sich auf Kosten des Hauses, die Erhöhung der Vorstellungszahlen und die damit verbundenen Überstunden hatten doch nur den Zweck, damit er sich als toller Intendant präsentieren kann, der mehr Zuschauer hat als sein Vorgänger. Die Auslastung ist dagegen gesunken und die Presse versteht die Zahlen nicht zu interpretieren.
    Behalten Sie im Blick, mit wem Spuhler offene Stellen besetzt! Am Haus herrscht eine Atmosphäre des Misstrauens und Tuschelns.
    Um Spuhler zu verstehen, muss man stets auch seine Eitelkeit und sein Geltungsbedürfnis in die abrechnung einfliessen lassen.
    Viele Grüße und schöne Ostern
    C.G. "Snowden"

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  5. @C.G."Snowden"
    Ihr Beitrag erfreut mich sehr.
    Die "Befreundung" mit Frau Ministerin Bauer betrifft die nur Herrn Spuhler oder
    auch seinen Mann? Das könnte auch eine gewisse Wichtigkeit haben.
    Österliche Grüße von
    Klaus

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  6. @a"Snowden" @Klaus
    Vielen Dank für die Hinweise. Allerdings sind Spekulationen über Psychologisches (also "Eitelkeit" und "Geltungsbedürfnis") oder über Herrn Spuhlers Ehemann für meinen Geschmack zu sehr aus der Luft gegriffen. Wichtiger sind Maßnahmen und Auswirkungen, die direkt das Badische Staatstheater bzw die Zuschauer betreffen. Nur auf dem Feld kann man feststellen,was schief läuft in der Baumeisterstraße. Persönliches gehört nur in möglichst geringen Maße hier her und daß der Intendant mit der Ministerin befreundet ist, wäre doch sogar von Vorteil, wenn man Spuhler eine wertvolle Vision zutrauen würde. Leider ist dies nun mal nicht der Fall und nach 4 Jahren hat man bereits das Gefühl, daß da nur noch Zufallstreffer kommen können und mehr kaputt gehen kann als gut ist.

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  7. Es wären noch mehr als 400 Unterschriften und 200 Demonstranten gegen Spuhler und seine Gefolgsleute möglich gewesen!
    Doch einige am Staatstheater können das risiko nicht eingehen. Unter Spuhler gibt es keine Vertrauenswürdigkeit und Offenheit.
    Alle, die sich mit Obermeier solidarisch erklärt haben, zeigen Mut und Zivilcourage! Das können sich viele auf Grund ihre vertraglichen Situation nicht leisten.
    Die Stimmung am Haus ist miserabel. Es herrscht kein Miteinander, sondern "Ex-Heidelberger" gegen "Karlsruher". Und bisher gab es kein Wort und keine Geste Spuhlers, die Verständnis oder Einsicht zeigen. Es herrscht eisiges Schweigen des "Absolutintendanten"
    Ein schöner Ostersonntag!
    Ein anderer Snowden

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    1. Vielen Dank für den Kommentar! Gerüchtweise drang öfters zu mir durch, daß es einiges an Mißtrauen vonseiten des Intendanten gegenüber seiner Kollegen vorhanden zu sein scheint. Der Intendant soll Aufgaben mehrfach verteilt haben, um zu prüfen, wem er vertrauen kann.

      Spuhler soll auch seinen Mitarbeitern erklärt haben, wie man sich gegenüber Politiker und nach Außen verhalten soll, damit anlässlich Sanierung und Neubau das Theater nicht negativ ins Gespräch gebracht wird. Von Einigkeit und eitler Freude im Haus scheint man weiter entfernt denn je. Ausgerechnet Spuhler selbst inszeniert nun das große Negative-Presse- Theater. Mit Widerstand und Sympathiebekundungen hat er und sein Gefolge vermutlich leichtfertigerweise nicht gerechnet.

      Es ist deshalb wirklich bemerkenswert und ein positives Zeichen, daß viele Mitarbeiter des Staatstheaters Mut und Zivilcourage gezeigt haben.

      Hoffentlich waren das keine leeren Worte vom OB Mentrup!

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  8. @Zarah Leander: vielen Dank, ich werde an der Entwicklung dranbleiben und noch öfters diesbezüglich neue Informationen hier verarbeiten

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  9. Hallo zusammen.
    Erstmal vielen Dank für euer Interesse am Betrieb,den ihr hier und natürlich an dem
    Protest Freitag gezeigt habt.
    400 sind nicht alle,aber,wer einen NV Bühne oder Künstler Vertrag hat,darf eh nichts dazu sagen,ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
    Fragt sich da doch gleich mal,wo die Menschenrechte bei uns bleiben...
    Zum Verlauf mit Hr.Obermeier -
    Es wurde gegen mehrere Gesetze verstoßen (z.B. muß bei Behinderung
    der Beauftragte informiert werden-wurde nicht gemacht).
    Sollte Hr.Spuhler nicht auch noch den/die Richter/in kennen,müßte die
    Versetzung für nichtig erklärt werden,bzw. neu aufgesetzt werden(und das
    kann dann dauern).
    Wie Hr.Spuhler darauf wohl reagiert?Und,was ist dann mit unserem Vermittler?
    Wie kann das Ministerium über nicht gesetzkonformes abstimmen?
    Ich gehe gern mit Euch arbeiten und sowas zeigt uns,daß wir ne
    verdammt coole Truppe sind,die sich nicht alles gefallen lassen.


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    1. Vielen Dank für die vertiefenden Hinweise. Ganz so einfach wird man den Verwaltungsdirektor also nicht los.
      Für Außenstehende wird besonders spannend, wie nun die Stadt Karlsruhe und OB Mentrup vermitteln wollen und wie Lösungen gegen Überstunden und klimatische Störungen gefunden werden sollen.

      Und nach 25 Jahren regelmäßigen Besuchs muß ich hier auch noch mal ganz entscheidend anmerken, daß es ohne die kompetenten Mitarbeiter neben und hinter der Bühne nicht geht und diese großen Anteil daran haben, daß ich in über 25 Jahren fast nie Zeuge von Pannen wurde. Die Statistik für im Publikum wahrnehmbare Fehler ist am Karlsruher Staatstheater verschwinden gering. Und das bei 700-900 Vorführungen pro Spielzeit. Dafür als regelmäßiger und begeisterter Zuschauer ein herzliches DANKE!

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  10. Über 400 Mitarbeiter auf einer Unterschriftenliste sowie offensichtlich weitere Bekundungen bei dem Rechtsanwalt von Herrn Obermeier stellen weit über 2/3 Mehrheit der Theaterbelegschaft dar und zeigen ganz klar, dass der Intendant Hr. Spuhler bis auf seine selbst zusammengestellte Mannschaft keine Unterstützung mehr hat.
    Als Initiator und treibende Kraft der Abberufung von Herrn Obermeier mutet auch seine Aussage „ich habe damit nichts zu tun, dies hat das Ministerium entschieden“ mehr als merkwürdig an.
    Aber letztendlich ist Herr Spuhler mit seiner „Freundin“ T. Bauer genauso umgegangen wie mit seinen Mitarbeitern. Er hat Frau Bauer auflaufen lassen, belogen und betrogen, um auf dem Rücken dieser Beziehung sich zu profilieren und sich als Alleinherrscher im Theater auf zu tun. In Anbetracht dieses Vorgehens müsste auch Fr. Bauer erkennen, welchem Scharlatan sie aufgesessen ist und man kann ihr nur raten, daraus die Konsequenz zu ziehen.
    Vielleicht erkennt Sie nun, wer eigentlich die richtige Person zur „Abberufung“ wäre, zumindest würde ein solcher Schritt ganz schnell zur Beruhigung der Situation im Theater führen.
    Die ganze Art und Weise der Abberufung von Herrn Obermeier, einer von der Mehrheit der Belegschaft geschätzten Person im Alter von knapp 63 Jahren ist schon eine Unverschämtheit per se und was dabei nun an die Öffentlichkeit gelangt ist, ist mit Sicherheit nur die Spitze des Eisberges.
    Man kann also darauf gespannt sein, was eine öffentlich juristische Auseinandersetzung noch an intriganten Schachzügen des „Dreamteams“ Bauer/Spuhler zu Tage befördert.
    Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man dies als die Uraufführung eines neuen Schauspiels „Der tiefe Fall des P.S.“ sehen.

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    1. Vielen Dank für Ihren deutlichen Kommentar, der von viel Empörung und Unverständnis für den Intendanten geprägt ist. Mit für mich nicht überprüfbaren Aussagen wie "belogen und betrogen" - man könnte diesen Vorwurf auch milder als "getäuscht" bezeichnen - sind Sie für einen anonymen Kommentar hart an der Grenze. Veröffentlicht habe ich ihn trotzdem, um eine Gefühlslage zu verdeutlichen, die ich zuvor bereits ähnlich deutlich vermittelt bekommen habe. Die Persönlichkeit und das Verhalten von Herrn Spuhler scheint für einige ein Problem darzustellen.

      Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich bei persönlichen Vorwürfen dennoch um Mäßigung und möglichst neutral oder im Konjunktiv formulierte Analysen bitte!
      Vielen Dank!

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    2. Interessant wäre zu erfahren, ob Herr Spuhler an seinen früheren Wirkungsstätten auch so ein negatives Verhalten gegenüber seinen Mitarbeitern an den Tag gelegt hat. Konnte leider trotz Recherché nichts heraus bekommen.

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    3. Anbei ein Link der vielleicht interessiert. Der Artikel ist eher nebensächlich. Interessant sind die Kommentare (wohl hauptsächlich aus dem Heidelberger Umfeld). 6 Jahre alt, aber kommt einem alles irgendwie bekannt vor. Vielleicht steigt Herr Spuhler ja auch in Karlsruhe früher aus, weil der nächste Karrieresprung bevorsteht.

      http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2585%3Apeter-spuhler-soll-generalintendant-in-karlsruhe-werden&catid=126%3Ameldungen&Itemid=83

      Viele Grüße
      rabe

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    4. @rabe
      VIELEN DANK! Bei den Leserkommentaren findet sich einige Eindrücke, die ich auch erhalten habe.

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  11. @Orakel
    Vielen Dank für den Hinweis. Für die Landtagswahl 2016 hat dies alles meines Erachtens keine Bedeutung. Tatsächlich könnte man meinen, daß Spuhler mit allen Politikern gut kann.

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  12. Ich kenne Peter Spuhler aus seiner Heidelberger Zeit. Er "führte" seine Mitarbeiter (inkl. Spartenleitern) mit Methoden, die man nur als Psychoterror beschreiben kann. In Heidelberg war die Fluktuation gewaltig, mehre Mitarbeiter wurden aus psychischen Gründen krankgeschrieben. Dabei hielt Spuhler alle dazu an, maximale Energie auf Pressetermine, Werbemittel und Händelschütteln zu verwenden. Für inhaltliche Arbeit blieb da kaum noch Kraft, zumal Spuhler den einzelnen Mitarbeitern kaum Gestaltungsspielraum ließ und wirklich jedem ins Handwerk pfuschte.
    Ich gehe davon aus, dass sich all das in Karlsruhe nicht grundlegend geändert hat. Erfreulich finde ich, dass Sie als Zuschauer die künstlerischen Defizite bemerken und benennen, die ganz eindeutig Folgen der "Überhitzung" des Betriebs und der schlechten Leitung sind. Ich hätte mir für Heidelberg gewünscht, dass Zuschauer und Presse ebenso sensibel für die produzierte heiße Luft gewesen wären. Ganz kurz blitzte gegen Ende der Heidelberger Spuhler-Zeit so etwas auf, als Christine Dössel Jurorin beim Heidelberger Stückmarkt war: http://blogs.sueddeutsche.de/gehtsnoch/2010/05/23/zum-heidelberger-stuckemarkt-warum-es-so-nicht-geht/
    Den Kollegen in Karlsruhe wünsche ich viel Kraft und Solidarität innerhalb und außerhalb des Theaters.

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    1. Herzlichen Dank für Ihren Erfahrungsbericht und den spannenden Link!

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