Samstag, 22. März 2014

Stuttgarter Ballett - Giselle, 21.03.2014

Die Karlsruher Giselle in der Choreographie von Peter Wright erlebte ihre Premiere 1965 in Stuttgart und es heißt, daß einige dort dieser schönen Produktion bis heute nachtrauern. Die aktuelle Stuttgarter Giselle von Reid Anderson und Valentina Savina debütierte 1999 und hatte gestern ihre Wiederaufnahmenpremiere in Stuttgart. Da man in beiden Fällen auf die Choreographie des Balletts nach dem historisch überlieferten Vorbild von Marius Petipa, Jean Coralli und Jules Perrota zurückgreift, ähneln sich die Karlsruher und Stuttgarter Giselle stark und auf einen ersten Blick sind kaum Unterschiede festzustellen. Im zweiten Akt hat Karlsruhe meines Erachtens die stimmungsvollere, nachtblauere und romantischere Fassung. Opulenter ist Karlsruhe auch bei der Anzahl des Corps de Ballett: in Stuttgart sind 18 Wilis auf der Bühne, auf der größeren Karlsruher Bühne 24. In Karlsruhe scheint der weite Bühnenraum auch besser genutzt und ergibt bei den großen Szenen immer wieder eindrucksvollere Gruppenszenen, während die Stuttgarter Nachtgeister weniger bedrohlich als die Karlsruher wirken.

Tänzerisch ist Stuttgart wie üblich eine Klasse für sich. Alicia Amatriain als Giselle und Friedemann Vogel als Albrecht gehören zu den Stars des Stuttgarter Balletts und tanzten auch beide 2012 in der Jubiläumsaufführung von Crankos Romeo und Julia mit (mehr dazu hier), also an dem Abend, an dem Birgit Keil und Vladimir Klos, Marcia Haydée, Egon Madsen und Ray Barra noch mal auf der Bühne standen.
Vogel war bei der Wiederaufnahme der Star des Abends und durch seine elegante Leichtigkeit  Publikumsliebling, gefolgt von Amatriain, die aber gestern etwas angeschlagen wirkte und nicht ihren besten Tag erwischt zu haben schien. Als Myrtha tanzte Rachele Buriassi zu unauffällig und konnte ihrer Figur wenig Souveränes oder Charakteristisches verleihen. Überhaupt war es zwar eine schöne Wiederaufnahme, doch mit einigen Patzern.  Im ersten Akt beeindruckte dafür gestern der sogenannte Bauern-Pas-de-deux mit einem starken Constantine Allen und einer sich steigernden Elisa Badenes.
Im Orchestergraben gibt es kaum Unterschiede - hier wie dort trägt das Orchester wesentlich zur Dramatik bei.

Fazit: Der Südwesten ist dieses Frühjahr Giselle-Land. Wer dieses Musterbeispiel für romantisches Ballett liebt, der kann sowohl in Karlsruhe als auch in Stuttgart eine hochklassige Aufführung mit unterschiedlichen, aber sich ausgleichenden Stärken und Schwächen sehen.

2 Kommentare:

  1. Guten Abend fleißiges Bienchen,
    ich habe die erstklassigen Karlsruher "Giselle(n)" gesehen.
    Vor etlichen Jahrzehnten habe die auch die Stuttgarter "Giselle" erlebt.
    Die Giselle war....... Marcia Haydee !!!!! und der Prinz Richard Cragun !

    Ende 1.Akt, die Wahnsinns-Sequenz: ich sehe Haydee noch deutlich vor mir.
    Bis heute unübertroffen.
    Die Myrtha war, glqaube ich, Birgit Keil.

    Keil könnte iin Karlsruhe bringen: "Der Widerspenstigen Zähmung".

    Haydee und Cragun waren auch darin beide genial !

    Liebe Grüße
    Klaus


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    1. Hallo Klaus,
      da haben Sie eine Traumbesetzung erlebt!
      Stuttgart würde wahrscheinlich die Rechte für "Der Widerspenstigen Zähmung" nicht herausrücken. Immerhin eine ihrer Signatur-Choreographien und immer wieder in Stuttgart auf dem Spielplan. Ich bin gespannt, was nächstes Jahr in Karlsruhe kommt.....

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