Dienstag, 4. Februar 2014

4.Symphoniekonzert, 03.02.2014

Spirituelle Chor-Musik von französischen Katholiken und eine Mini-Oper - das vierte Symphoniekonzert war fast schon überreich an Eindrücken und hervorragend zusammengestellt!

Francis Poulenc komponierte die Litanies à la Vierge noire nach dem Autounfall eines Freundes, der Poulenc tief erschütterte und einen sehr starken Einfluß auf sein Leben und eine religiöse Rückbesinnung auslöste. Dieses kurze und dichte Werk für Frauenchor ist von überwiegend meditativer Einfachheit und das Resultat einer Wallfahrt zu schwarzen Madonna von Roc-Amadour. Poulencs Oper Dialogues des Carmélites wäre auch mal ein Kandidat für die Karlsruher Opernbühne!

Olivier Messiaen ist einer der Komponisten, dessen Namen bei Experten mit viel Respekt und fast schon Ehrfurcht verbunden wird. Seine Klangwelt hat etwas Unvergleichbares und Individuelles, seien es nun die immer wieder in der Natur notierten und dann vertonten Vogelstimmen (man denke nur an die Vogelpredigt in der Oper St. François d’Assise, die den Tieren als Verbindung zwischen Himmel und Erde Bedeutung verleiht), die originelle Instrumentierung und die Vorliebe bspw. für die Ondes Martenot (also das elektronische Tasteninstrument, das so prominent in der Turangalîla-Symphonie eingesetzt wird) oder sein katholisch-spiritueller Hintergrund als tiefgläubiger Christ. Gestern waren nun die Trois petites liturgies de la présence divine für Frauenchor, Klavier (sehr gut gespielt von Miho Uchida), Ondes Martenot (Nathalie Forget, die in der Pause einigen Zuschauern ihr Instrument erläuterte) und Orchester zu hören und bewiesen einen hohen musikalischen Reichtum zwischen den heute wie in die Jahre gekommene Science Fiction klingenden Tönen der Ondes Martenot und groß angelegten Breitwandklängen. Ein Werk von phantastisch-mystischer Gläubigkeit, die sich zwischendurch steigert zu religiöser Ekstase - reizvoll und zugleich auch sehr seltsam und eigen.

Nach der Pause dann Oedipus Rex, ein Opern-Oratorium in zwei Akten nach Sophokles von Igor Strawinsky. Die Ödipus Tragödie als Beispiel unerbittlicher Schicksalhaftigkeit wird hier in einer Form umgesetzt und gekürzt, die beim Publikum Vertrautheit mit dem Stoff voraussetzt. Die Handlung ist nur innerlich, die Figuren haben etwas unbewegt statuenhaftes. Ein Sprecher gibt Erläuterungen und das ganze Werk ist ebenfalls sehr reizvoll und seltsam zugleich - eine Mischung aus sakraler Pathetik und ironischer Distanz, streng und doch impulsiv und voller Ausdruck. Man bezeichnete Strawinskys Neoklassizismus als Musik über Musik, als heterogene Stilkopien mit Anklängen an andere Epochen und Komponisten. Die Wucht des Chores erinnerte gestern bspw. an Verdis Requiem und man hört, daß Carl Orff sich bei Strawinsky Inspiration holte.

Ein musikalisch sehr spannendes und gelungenes Konzert. Badischer Staatsopernchor und Extrachor waren wie gewohnt sicher von Ulrich Wagner vorbereitet, die Solisten trugen ihre Partien intensiv vor und Justin Brown und die Badische Staatskapelle sind bei den Symphoniekonzerten nun schon seit geraumer Zeit immer in hervorragender Form. BRAVO! Es gab sehr lang anhaltenden Applaus für dieses ungewöhnliche Konzert.

Besetzung Oedipus Rex
Oedipus: Matthias Wohlbrecht
Jokaste: Ewa Wolak
Kreon: Renatus Meszar
Tiresias: Luiz Molz
Bote: Renatus Meszar
Hirte: Steven Ebel
Sprecher: Gunnar Schmidt

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