Dienstag, 26. Februar 2013

4. Symphoniekonzert, 25.02.2013

Passend zu den Händel-Festspielen gab es im vierten Symphoniekonzert Musik des 18. Jahrhunderts und ein zeitgenössisches Derivat.

Zu Beginn erklang Händels Concerto grosso a-Moll op.6 Nr.4. Händels Konzerte stehen heute in ihrer Popularität hinter diversen Bach Konzerten zurück. Opus 6 Nr.4 gehört zu den bekanntesten Konzertwerken Händels und hat reizvolle, aber kurzdauernde Momente: bspw. der ernste Beginn oder die Sarabande des dritten Satzes. Ein zwar etwas schwerfälliger, aber schöner ca zehnminütiger Einstieg in den Abend.

Es folgte das kurze, weniger als 15 Minuten dauernde Concerto grosso des israelischen Komponisten Avner Dorman, das Händels Konzert zitiert und modernisiert. Dorman war bereits im Juli 2012 als Gast anwesend und bei einem Karlsruher Konzert zu hören. Sein Concerto grosso kombiniert Stilelemente von Händel und Vivaldi mit osteuropäischen Einschlägen (evtl. etwas Minimalismus von Avro Pärt. Das Programmheft verweist auf Alfred Schnittke). Zwischen zwei wenig interessanten Adagios befindet sich ein rascher Mittelsatz - mehr ist darüber eigentlich nicht zu sagen. Mit dem Applaus war Dormans Stück schon wieder vergessen.
     
Die Telemann Ouverture-Suite „La Bourse” ist ein Stück mit Zeitbezug: ein musikalischer Kommentar zum Absturz der Pariser Börse im Jahr 1720, aber keine Tondichtung, die mit Wiedererkennungswert irgendetwas beschreibt, was nicht auch ganz anders gehört werden kann. Ein sehr schönes Stück barocker Musik, das knapp 20 Minuten dauerte. Kai Bantelmann und Ilona Steinheimer (Oboe) sowie Oscar Bohorquez (Fagott) bekamen einen Extra-Applaus für ihren virtuosen solistischen Einsatz.
  
Kann sich noch jemand an die exzentrische letzte Aufführung von Haydns 104. Symphonie erinnern? Uwe Sandner dirigierte sie 2005. Sandner war u.a. auch mal in einer Meisterklasse beim großen rumänischen Dirigenten Sergiu Celibidache und wagte damals ein Experiment: er celibidachisierte Haydn - eine Strategie, die bisher nur bei Bruckner funktionierte. Sandners gedehnte Strukturierung des Klangs ließ einige Zuschauer ratlos ins Programmheft schauen, was denn gerade gespielt wird. Diese Gefahr bestand in diesem Konzert nicht - der Dirigent Bruno Weil ist Experte für die Musik Joseph Haydns, dessen Werk er für viele CD-Produktionen aufgenommen hat. Entsprechend war auch das Ergebnis: Haydn "pur".
In 36 Jahren (zwischen 1759 und 1795) komponierte Haydn (*1732 †1809) 104 Symphonien. Gestern war also wieder seine letzte zu hören: ein 63-jähriger -zu damaligen Zeiten ein uralter Mann- schreibt eine Symphonie in D-Dur, also nach der Affektenlehre des Barock in der jubelnden und sieghaften Tonart, doch nach dem kurzen pomphaften Beginn wechselt das Werk schnell in etwas Hoffnungsloses und Erschöpftes, das dann doch durch Optimismus überwunden und niedergerungen wird. Bruno Weils Interpretationsansatz zeigte sich bereits in den ersten Takten: er glättete die Kontraste und vermied Abgründe. Bei Weil wirkte Haydns Symphonie, die nach Mozarts Tod entstand, als ob Haydn Mozart noch nicht oder kaum kennen würde. Haydn "pur" - eine zupackende, musizierfreudige und schnelle Interpretation, die gerade  den Wechsel zwischen Licht und Schatten und besonders im dritten Satz den Kontrast der musiklischen Landschaften nicht betonte. Die Badische Staatskapelle erwies sich als guter Partner für diese Musik und Bruno Weils Dirigiersicht.

Obwohl es sogar ein sehr kurzer Konzertabend war, der mit gerade mal 75 Minuten Musik zu sparsam ausfiel und vor 22 Uhr beendet war, hatte man den Eindruck, daß die Programmauswahl an diesem Abend zu fade und gleichförmig war.

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