Mittwoch, 12. Juni 2013

Donizetti - Die Regimentstochter, 11.06.2013

Bald endet das zweite Jahr der neuen Intendanz und man sollte im Badischen Staatstheater Betriebstemperatur erreicht haben. Aber hat man das denn?
Immer wieder fiel mir in den letzten Wochen und Monaten auf, daß mich das Opernprogramm nicht glücklich macht. Warum? Was stand bzw. steht denn unter der Woche im Mai und Juni überhaupt auf dem Programm? Man hat zwei Monate lang die Qual der Wahl unter 3 (drei) Stücken: an Werktagen kann man acht Wochen lang nur entweder Der Vetter aus Dingsda oder Die Regimentstochter oder Die Passagierin hören. Kommt nur mir das etwas wenig und abwechslungsarm vor?
Kurze Stichproben in den Jahren 2009 und 2010 zeigen, daß damals jeweils sechs Opern unter der Woche auf dem Programm standen, also doppelt so viel Auswahlmöglichkeiten.
(2010: Herzog Blaubarts Burg, Die griechische Passion, Cosi fan tutte, Der Barbier von Seviglia, Fidelio, Tosca und in Vorstellungen am Wochenende: Euryanthe, Masnadieri, Don Carlos, Rosenkavalier).
Leidet man in Karlsruhe bezüglich des Opernprogramms aktuell unter einer gewissen Eintönigkeit und mangelnden Wahlmöglichkeiten oder ist man einfach noch nicht soweit, einen vielfältigeren Spielplan mit dem neuen Ensemble auf die Beine zu stellen?

Die Oper geht ja einen anderen Weg als das Schauspiel: man orientiert man sich an den Liebhabern und Kennern und präsentiert ihnen Opern, die es in den letzten Jahrzehnten in der Regel nicht oder noch nie zu hören gab. Ob das wirklich den etwas  beliebig anmutenden Titel "Bestes Opernprogramm" verdient, gehört zur Kategorie überflüssiger, bedeutungsloser, aber modischer Ranglisten-Erörterungen (neudeutsch: Rankings), die mehr Zeitvertreib als Erkenntnisgewinn versprechen. Und dennoch möchte ich hier mal ausdrücklich Joscha Schaback und Bernd Feuchtner loben. Das Programm ist interessant und bemerkenswert, dennoch fehlt mir etwas, das nur schwer zu umschreiben ist - eine wöchentliche Möglichkeit etwas Bekömmliches anzuhören, das über eine Operette hinaus gehen soll (obwohl mir Der Vetter aus Dingsda sehr gefällt) und wiederum für einen spontanen Besuch nach Feierabend weniger schwer und ernst ist als Wallenberg oder Die Passagierin.

Auf die gestrige Vorstellung von  Donizettis Regimentstochter habe ich mich deshalb richtig gefreut. Die Inszenierung ist, wie auch bereits Spontinis La Vestale, solides Handwerk. Beide hätten meines Erachtens -und das ist wertungsfrei gemeint- auch in der Thorwald-Zeit so produziert werden können und nur zur Intendanz Pavel Fiebers (dessen Opernprogramm für mich besser war als sein Ruf) hätten sie wohl nicht gepasst.

Die A-Premiere  der Regimentstochter war ein gut unterhaltsames und sängerisch hochwertiges Erlebnis und in der Besetzung fast identisch mit der gestrigen Vorstellung (für die kranke Tiny Peters sprang Multitalent Anna-Magdalena Beetz ein), bei der alle Beteiligten unverändert viel Spielfreude und Virtuosität zeigten. Vor allem das zentrale Quartett Schlingensiepen / Eleazar (an beide: Bravo!) und Gauntt / Hudarew trugen zur guten Stimmung bei dieser harmlosen Inszenierung bei, die einen kurzweiligen ersten Akt und einen sich etwas ziehenden zweiten aufweist. Das Publikum reagierte wie schon in der Premiere sehr angetan von der Aufführung und gab allen Beteiligten viel und langen Applaus.

4 Kommentare:

  1. Vielen Dank für Ihren Bericht. Ich sehe es ebenso. Hoffen wir, dass das Opernprogramm wieder etwas farbiger wird.
    Die Aufführung gestern empfand ich ebenfalls als sehr gelungen. Eine "opéra comique", die zu Herzen geht und doch pfiffig und schwungvoll ist - und wie Sie schreiben: Solide gemacht. Die Schlingensiepen ist einfach in ihrer Art nicht zu überbieten. Wie schön, wenn man bereichert rausgeht und noch ein bisschen vor sich hin singt...
    Ernst Ott

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  2. Guten Abend Herr Ott, vielen Dank für den Kommentar.
    Ich habe auch den Rest des Abends noch die Melodien vor mich hin gesummt unmd ertappte mich dann heute wiederholt dabei, Ina Schlingensiepen mit "Il faut partir" vor meinem geistigen Auge und Ohr zu hören.
    Hoffen wir also beide auf etwas mehr Vielfalt in der nächsten Saison!

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  3. Verona - Aida.
    Das war nicht Aida. Das ist ein discomäßiges Musical mit Comedia del Arte Effekten und Vielen putzigen Beirat.
    Der Link ist recht interessant

    http://www.der-neue-merker.eu/arena-di-verona-festival-del-centenario-aida-14-6-2013

    Ab 10.08.13 gibt man die historische Aida.

    Vergleiche im TV interessant.

    Gruß
    Klaus

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